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Rosa Andraschek, Simon Nagy


Der kürzeste Weg – Orte des Gedenkens Saalfelden (2025)

2025

Standort

Saalfelden

Standort:

5760 Saalfelden am Steinernen Meer


Architektur


Künstler_in

Rosa Andraschek

Die in Wien lebende Künstlerin Rosa Andraschek widmet sich in vielen ihrer Arbeiten übersehenen und verborgenen Aspekten der österreichischen Vergangenheit. Sie hat in den vergangenen Jahren mehrere Gedenkprojekte realisiert, u.a. an das Zwangsarbeiterlager in Roggendorf/Pulkau. Weitere längerfristige Projekte beschäftigen sich mit dem ehemaligen KZ-Außenlager in Hirtenberg und mit den zahlreichen Kriegerdenkmälern in Österreich. Zurzeit arbeitet sie zusammen mit Simon Nagy an einer neuen Weggestaltung des Kriegerdenkmals in Garsten/OÖ.

Simon Nagy

Simon Nagy arbeitet in unterschiedlichen Kollektiven in der Kunst-, Text- und kritischen Wissensproduktion in Wien. Er ist Vorstandsmitglied von Büro trafo.K, dessen Schwerpunkte u. a. auf der Vermittlung von Zeitgeschichte und NS-Kontinuitäten mittels künstlerischer Strategien liegen. Darüber hinaus ist er Teil der Künstler:innengruppe Schandwache, die sich gegen antisemitische Kontinuitäten und für eine Weggestaltung des Karl-Lueger-Denkmals einsetzt. Sein Buch „Zeit abschaffen“ erschien 2024 im Unrast Verlag.

Ein Recherche- und Vermittlungsprojekt rund um den Eisenbahner und Sozialdemokraten Karl Reinthaler

Der vierte Erinnerungsort an den Widerstand gegen das NS-Regime im Rahmen des Projekts Orte des Gedenkens wird 2025 in Saalfelden realisiert. Im Zentrum stehen der Sozialdemokrat Karl Reinthaler und der Widerstand der Eisenbahner. Der Wagenmeister und Lokführer wurde von der Wirtin des Bahnhofsrestaurants denunziert und 1942 von der Gestapo verhaftet.

Karl Reinthaler schmuggelte zudem Zeitungen aus der Schweiz und verteilte sie unter vertrauenswürdigen Kollegen – ein weiteres verbotenes Engagement. Nach seiner Verurteilung wurde er ins Zuchthaus Amberg eingeliefert, ein Lager für politisch Inhaftierte, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Eine Tätigkeit bei einer Zeiss-Zweigniederlassung rettete ihm nach eigener Aussage das Leben. Nach Kriegsende zog er für die SPÖ in den Landtag ein und war von 1972 bis 1979 Bürgermeister von Saalfelden. Trotz gesundheitlicher Folgen seines Leidenswegs engagierte er sich später als Zeitzeuge an Schulen.

Das Kunstprojekt „Der kürzeste Weg“ von Rosa Andraschek und Simon Nagy

Wie an den anderen Orten zuvor wurde auch in Saalfelden ein geladener künstlerischer Wettbewerb in Kooperation mit dem Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raumdes Landes Salzburg durchgeführt. Die Jury unter dem Vorsitz von Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder hat sich mit absoluter Mehrheit für die Einreichung von Rosa Andraschek und Simon Nagy entschieden.

Der kürzeste Weg macht Erinnerungen an Widerstand gegen den Nationalsozialismus, an antifaschistische Haltung und ihre Verfolgung in Saalfelden hörbar.

An fünf Orten in Saalfelden begegnen Fußgänger:innen den gesprochenen Erinnerungen von Karl Reinthaler. Reinthaler (1913–2000) war Eisenbahner, der 1942 aufgrund seiner widerständigen Haltung verhaftet wurde. Seine Stimme hält für ein Jahr Einzug in den öffentlichen Raum: Audio-Stationen spielen kurze Auszüge aus einem Gespräch mit ihm ab. In ihnen berichtet er über seinen Alltagswiderstand, über die Unterstützung antifaschistischer Organisationen, seine Denunziation und seine darauffolgende Verhaftung durch die Gestapo.

Sobald der Bewegungsmelder einer Station ausgelöst wird, erklingt Reinthalers Erzählung. Sie wird abgespielt, solange jemand vor ihr steht. Beim nächsten Auslösen wird sie an genau der Stelle fortgesetzt, an der sie zuvor endete. Die Hörenden reichen einander auf diese Art die erzählte Erinnerung weiter.

Eine sechste Audio-Station, im Urslaupark lokalisiert, spielt ein Musikstück ab. Es erinnert an zehn weitere Widerständige aus Saalfelden, darunter vor allem Eisenbahner, die 1942 gemeinsam mit Reinthaler verhaftet wurden oder später in Zusammenhang mit der Gruppe in Haft kamen. Von ihnen ist keine gesprochene Erinnerung erhalten.

Ein Faltplan verbindet die Orte miteinander, kontextualisiert sie und erweitert sie um Texte, in deren Zentrum Täter:innenschaft und nationalsozialistische Kontinuitäten stehen. Darüber hinaus schreibt er die Namen der erinnerten Widerständigen in die Straßen Saalfeldens ein und zeichnet so ihre Wege durch die Stadt nach.“ (Text: Simon Nagy und Rosa Andraschek)

Der kürzeste Weg ist eine künstlerische Intervention von Rosa Andraschek und Simon Nagy im Rahmen von Orte des Gedenkens und der Erinnerung in Saalfelden am Steinernen Meer von Mai 2025 bis Mai 2026.

Gestalterisches Konzept und Grafik: Franziska Füchsl
Musikalische Konzeption und Umsetzung: Lukas Kranzelbinder gemeinsam mit Sun Mi-Hong
Technisches Konzept und Entwicklung: Kevin Stadler
Projektteam Orte des Gedenkens: Hildegard Fraueneder, Albert Lichtblau, Robert Obermair
Produktion: Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im Öffentlichen Raum Salzburg
Lektorat: Theodor Maier
Druck der Faltpläne: Gugler Medien GmbH Melk

In Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Saalfelden, Bildungszentrum Saalfelden, Jazzfestival Saalfelden, Eva Berger, Krista Berger und Erich Nill.

Über das Projekt Orte des Gedenkens

Zur Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus realisiert das Land Salzburg in jedem politischen Bezirk über sechs Jahre hinweg einen temporären Gedenkort. Das Konzept der Arbeitsgemeinschaft Orte des Gedenkens basiert auf drei Säulen: historischer Aufarbeitung, künstlerischer Intervention und Vermittlungsarbeit. Zum Bildungsprogramm gehören öffentliche Veranstaltungen sowie Workshops an Schulen, Bildungsstätten und mit NGOs oder Kulturinitiativen – in Kooperation mit ERINNERN.AT. Im Zentrum stehen dabei Biografien, die Einblicke in autoritäre Systeme, Widerstand und Zivilcourage geben und unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Geleitet wird das Projekt von der Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder und den Historikern Albert Lichtblau und Robert Obermair. Die Kunstprojekte entstehen in Zusammenarbeit mit dem „Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum“ des Landes Salzburg. Nach der Eröffnung folgen Diskussionsabende, Veranstaltungen und Workshops vor Ort. In Saalfelden kooperiert das Projektteam mit dem Museum Schloss Ritzen, dem Bildungszentrum, dem Kunsthaus Nexus und der Stadtgemeinde Saalfelden.

Am 10. Mai wird im Rahmen der Eröffnung von Orte des Gedenkens Saalfelden das Projekt „Der kürzeste Weg“ unter Anwesenheit der Künstler*innen präsentiert.

Mehr Information zur Veranstaltung

Orte des Gedenkens


Vergabe

Geladener Wettbewerb