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Tatiana Lecomte


Was geht zuhause vor (2024)

Orte des Gedenkens, St. Johann im Pongau

Standort

St. Johann im Pongau

Standort:
Hauptstraße 12
5600 Sankt Johann im Pongau


Architektur


Künstler_in

Tatiana Lecomte

* 1971 in Bordeaux, lebt und arbeitet in Wien. Tatiana Lecomte beschäftigt sich mit Erinnerungskultur und mit künstlerischen Methoden der Erinnerungsarbeit in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Ihr Werk umfasst neben Fotografie auch Film und Interventionen im öffentlichen Raum.

Die künstlerische Intervention von Tatiana Lecomte ist Teil des Forschungs- und Vermittlungsprojekts Orte des Gedenkens, das von Hildegard Fraueneder, Albert Lichtblau und Robert Obermair konzipiert und organisiert wird und sich mit dem Widerstand gegen das NS-Regime im Land Salzburg auseinandersetzt.
Das Teilprojekt in St. Johann im Pongau setzt sich mit dem Unterstützungswiderstand am Beispiel des Ehepaars Theresia und Alois Buder auseinander. Männer, die im Zweiten Weltkrieg den Kriegsdienst verweigerten oder desertierten, hätten dies nicht machen können, ohne dabei von anderen unterstützt worden zu sein. Das galt auch für die „Goldegger Deserteure“, die seitens der SS und Gestapo am 2. Juli 1944 in Goldegg-Wenig gejagt, verhaftet und in Konzentrationslager deportiert wurden.

Das Ehepaar Theresia und Alois Buder

Das Ehepaar Buder wurde gemeinsam mit Kaspar Wind am 11. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet, weil es dem Kriegsdienstverweigerer Karl Rupitsch geholfen hatte. Theresia Buder wurde ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie vermutlich im Februar 1945 verstarb. Alois Buder, Kaspar Wind und Karl Rupitsch wurden am 28. Oktober 1944 im KZ Mauthausen exekutiert.

Was geht zuhause vor

Im Dritten Reich hatte die Hausfrau dem Krieg ihren Dienst zu leisten, indem sie mit viel Fantasie und Ausdauer die „Volksgemeinschaft“, ihre Kinder, den arbeitenden Mann, den Soldaten auf Fronturlaub trotz Lebensmittelkarten und Ersatzzutaten täglich mit genügend Kalorien versorgen musste. An der Front: der Soldat, an der Küchenfront: die Hausfrau. „Was geht zuhause vor“ ist ein Zitat aus Theresia Buders letzter Postkarte aus dem Konzentrationslager Ravensbrück.

„Das Backen in Kriegszeiten ist eine Aufgabe, die unsere wackeren Hausfrauen auch diesmal meistern werden. Die Frage: „Soll man heute überhaupt backen?“ ist schon durch die Erfahrungen des Weltkrieges unbedingt zustimmend beantwortet worden. Gerade in Zeiten des Mangels an manchen Dingen kann die Hausfrau durch einfache, aber wohlschmeckende Gebäcke, die so sehr erwünschte Abwechslung schaffen
Aus Dr. Oetkers „Zeitgemäße Rezepte“

Innerhalb eines Jahres werden den Pongauer Nachrichten A5-Blätter mit monatlich wechselnden Motiven und Inhalten hinzugefügt.
Auf der Vorderseite der Blätter sind Gerichte aus Rezeptbüchern oder Heften aus den 1940er Jahren abgebildet, welche von der Künstlerin nachgekocht und fotografiert wurden.
Die Gerichte zeugen von Mangel und Entbehrungen im Alltag der Menschen während der nationalsozialistischen Herrschaft: Dr. Oetkers Zeitgemäße Rezepte, Lebensmittelkarten und die richtige Ernährung, Kochen im Krieg, Gut kochen! Gut wirtschaften! (Schriftenreihe für die praktische Hausfrau).

Auf der Rückseite sind Auszüge aus dem Interview von Albert Lichtblau mit der Witwe und dem Sohn Walter Buders zu lesen. Sie werden im Laufe des Jahres mit Informationen über die widerständigen Tätigkeiten des Ehepaars Buder, Kaspar Winds und der Goldegger Deserteure ergänzt. Insgesamt werden zwölf Blätter, die sich dieser spezifischen Geschichte des Widerstands auf persönliche Weise widmen, den Pongauer Nachrichten beigelegt.

Neubenennung der Brücke über die Wagrainer Ache

Teil des Kunstprojekts von Tatiana Lecomte war die Umbenennung des so genannten kleinen Parks zu „Theresia und Alois Buder-Park“, was allerdings von der Besitzerin des Areals abgelehnt worden war. Die Projektgruppe „Orte des Gedenkens“ hat diese Anregung aufgegriffen und der Gemeinde die Namensgebung der Brücke über die Wagrainer Ache und die Errichtung einer Erinnerungstafel auf gemeindeeigenem Grund schräg gegenüber dem „Gassnerhaus“ vorgeschlagen, als eine im Sinne der Künstlerin angemessene Form der Würdigung mutiger Menschen. Bei der Sitzung der Gemeindevertretung am 22. Februar 2024 wurde der Antrag einstimmig angenommen; der künftige Name „Theresia und Alois Buder-Brücke“ soll im Zusammenwirken mit der Texttafel und den 2015 verlegten Stolpersteinen einen neuen Erinnerungsraum an den geleisteten Unterstützungswiderstand schaffen.

Zum Fresko von Switbert Lobisser an der Annakapelle

Tatiana Lecomte hat im Rahmen ihres Kunstprojekts ausgehend von den ersten Recherchen der Projektgruppe die Anbringung einer Texttafel an der Annakapelle zur Kontextualisierung des Freskos vorgeschlagen. Auch diesen Vorschlag hat die Projektgruppe „Orte des Gedenkens“ aufgegriffen und in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt und der Stadtgemeinde umgesetzt.

Veranstaltungen von Orte des Gedenkens in St. Johann im Pongau

11. Mai 2024, 14:00 Uhr – Eröffnung
Mit Erwin Buder, Hildegard Fraueneder, Markus Köhle, Tatiana Lecomte, Albert Lichtblau, Mieze Medusa, Günther Mitterer und Robert Obermair
Musik: Bertl Mutter
kultur:plattform St. Johann, Ing.-Ludwig-Pech-Straße 7
Mehr Information zur Veransta

25. Mai 2024, 15:00 Uhr – Auf den Spuren des Widerstands in St. Johann
Mit Annemarie Zierlinger
Treffpunkt: Metal-Shop, Liechtensteinklammstraße 3

8. Juni 2024, 10:00 Uhr – Goldegger Deserteure und ihre Unterstützer:innen
Mit Michi Mooslechner
Treffpunkt: kultur:plattform St. Johann, Ing.-Ludwig-Pech-Straße 7– Busshuttle nach Weng

28. Oktober 2024, 18:00 Uhr – Gedenkfeier
Eröffnung der Ausstellung von Tatiana Lecomte
Konzert mit Harri Stojka
kultur:plattform Sankt Johann, Ing.-Ludwig-Pech-Straße 7

20. November 2024, 19:00 Uhr – Podiumsdiskussion zum Thema Kriegsdienstverweigerung und Desertation 
Mit Peter Pirker und Verena Lorber
kultur:plattform Sankt Johann, Ing.-Ludwig-Pech-Straße 7

Weitere Termine werden ab Mai 2024 in der Begleitpublikation zum Projekt veröffentlicht.

Das Teilprojekt von Orte des Gedenkens in St. Johann im Pongau wird in Kooperation mit der Stadtgemeinde, der Geschichtswerkstatt und der kultur:plattform durchgeführt.
Das Kunstprojekt von Tatiana Lecomte findet in Kooperation mit dem Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, Salzburg statt.

Mehr Informationen zum Forschungs- und Vermittlungsprojekt unter diesem Link:


Technik

  • A5 Bildkarten
  • Ergänzungsprojekt: Kontextualisierungstafel
  • Ergänzungsprojekt: Umbenennung einer Brücke

Vergabe

Geladener Wettbewerb

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