Projekte


Letzte Auseinandersetzung (2023)

Land zieht um l Performance

Standort

Residenzplatz, 5020 Salzburg

Standort:
Residenzplatz 10
5020 Salzburg


Architektur

Anlass ist der Neubau des Landesdienstleistungszentrum am Standort des ehemaligen Porschehofs, dem bisherigen "Bürgerzentrum am Bahnhof". Der gesamte Block zwischen Fanny-von-Lehnert-Straße - Karl-Wurmb-Straße - Elisabethstraße - Kaiserschützenstraße wird bestandsfrei gemacht, um Platz für ein neues Bürogebäude mit ca. 10.000 m² und Platz für rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung zu schaffen. Aus einem Architekturwettbewerb ging das Büro Burtscher Durig mit ihrem Entwurf "Zimtstern" als Sieger hervor. 2026 soll das moderne Bürogebäude in Betrieb gehen.

Künstler_in

atelier ///

Das atelier /// setzt sich aus einer Gruppe junger Künstler:innen aus dem Raum Salzburg zusammen. Die Arbeiten der Gruppe bewegen sich im künstlerischen Feld der Installation, Objekt, Sound und Fotografie. In diesem Rahmen durften sie als Gruppe in verschiedenen Institutionen in Salzburg und Umgebung, sowie als einzelne Künstler:innen in unterschiedlichen Kontexten ausstellen und diverse Ausstellungskonzepte erarbeiten und umsetzen. Neben eigenen künstlerischen Arbeiten realisiert atelier /// in regelmäßigen Abständen Kulturveranstaltungen. Die Bandbreite reicht dabei von Lesungen, Talks über audiovisuelle Darbietungen und Performances bis hin zu Ausstellungen.

Zwölf Eimer – in Analogie zu den zwölf Dienststellen – wurden mit verschieden beschaffenen Ziegeln des ehemaligen Amtsgebäudes befüllt. Im Rahmen der künstlerischen Aktion „Letzte Auseinandersetzung“ wurden diese mit einem Backenbrecher zunehmend zerkleinert werden und solcherart die begonnene Zersetzung des Materials fortgesetzt. In einem Habitus, der gegenläufig zu einem konservierenden oder restaurierenden Vorgehen verläuft, wurden die Fragmente architektonischer Überreste des Amtsgebäudes in der Fanny-von-Lehnert-Straße geborgen, um in einem künstlerischen Prozess weiter aufgelöst zu werden. Der Prozess der Auflösung wurde dabei in einem performativen letzten Akt erforscht, und die Werkzeuge und Artefakte in weiterer Folge in einem installativen Setting zurückgelassen. Durch das Zerkleinern von Bauschutt in kleine Partikel wurde die Eigenschaft der Bausubstanz verändert und der Prozess des Verschwindens fortgesetzt.

Durch die sorgfältige Auswahl der Materialien, die räumlichen Anordnung und die monotone Arbeit des Zerkleinerns entsteht eine transformative Begegnung, in der Zeit und Materialität miteinander verwoben sind. In Bezug auf Jean Baudrillards letzten Text »Warum ist nicht alles schon verschwunden?« (2008) und Jane Bennetts »Lebhafte Materie« (2020) oszilliert die künstlerische Auseinandersetzung zwischen Fragestellungen nach dem Modus des Verschwindens von Materie, Orten, Zeit und dem von Bennett entwickelten Begriff der »Ding-Macht«.
Jean Baudrillard bezeichnet das »Verschwinden«, als spezifischen, von der Spezies Mensch erfundenen Modus. „Wenn man […] genauer hinschaut, sieht man, dass die reale Welt in der Moderne mit dem Entschluss beginnt, sie umzuwandeln, und zwar durch Wissenschaft, die analytische Erkenntnis der Welt und deren technologische Anwendung […].“ Durch die Prozesse der Analyse – die an dieser Stelle als Auflösung zu verstehen ist – und der Verwandlung, verleihen wir Dingen, die im Begriff sind zu verschwinden, Realitätskraft. Darüber hinaus könnte man sagen, „dass die reale Welt paradoxerweise genau zu jenem Zeitpunkt zu verschwinden beginnt, da sie zu existieren beginnt.“ (Baudrillard 2008, S. 5f)
Jane Bennetts Theorie der »lebhaften Materie« (Vibrant Matter) ist ein zusätzlicher Anknüpfungspunkt, das ästhetische Potential von »lebloser Materie« künstlerisch produktiv zu machen. So stellt sich der, durch den Abriss entstandene Müll, der Schutt, das zu entsorgende Material, als zuerst fürchterlich komplex und widerspenstig dar. Dabei beschränkt sich der Bauschutt nicht auf die passive Widerspenstigkeit sondern besitzt „die eigenartige Fähigkeit […], zu animieren, zu agieren, dramatische und subtile Wirkungen zu zeitigen […]“ Die vitale Materialität von leblosen Dingen lässt sich niemals vollkommen entsorgen oder negieren – im Gegenteil. „ […] sie [setzt] ihre Tätigkeit doch selbst als entsorgte oder unerwünschte Ware fort“ (Bennett 2020, S. 32f).

Baudrillard, Jean (2008). Warum ist nicht alles schon verschwunden?. Berlin: Matthes & Seitz
Bennett, Jane (2020). Lebhafte Materie (Vibrant Matter). Berlin: Matthes & Seitz

Text: atelier ///
Arbeitsgruppe „Letzte Auseinandersetzung“: Katrin Froschauer, Valentin Backhaus, Jan Leitner, Lukas Gwechenberger

https://atelierdrei.at

Die Aktion fand am 15.6.2023 im Innenhof der Galerie FÜNFZIGZWANZIG vor dem Salon ROSA BEIGE statt.
Der zerkleinerte Bauschutt steht in einem installativen Setting vor dem Eingang.

Videodokumenation „Die letzte Auseinandersetzung“ von atelier///

Videodokumentation (c) Sigrid Langrehr

Alle fünf performativen Interventionen des Projektes Land zieht um wurden am 25.10.2023 in der SZENE Salzburg präsentiert.

Nachbericht Abschlussveranstaltung Land zieht um

zurück zu Land zieht um


Technik

  • Bauschutt, Eimer, Litech Backenbrecher LC300

Vergabe

Direktvergabe
2023

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